Die Gründung einer eigenen Kanzlei ist eine strategische Entscheidung, die weit über die Anmietung von Büroräumen und die Kammerzulassung hinausgeht. In diesem praxisnahen Leitfaden erfahren Sie, wie Sie Ihre Kanzleigründung von Anfang an richtig aufsetzen – digital, strategisch und zukunftsorientiert.
Positionierung als Fundament Ihrer Kanzleigründung
Bevor Sie in Visitenkarten oder Webdesign investieren, brauchen Sie Klarheit über Ihre strategische Ausrichtung. Eine präzise Positionierung entscheidet darüber, ob Ihre Marketingmaßnahmen verpuffen oder gezielt wirken.
Zielgruppe und Leistungen definieren
Legen Sie fest, für wen Sie tätig sein wollen: Gründerinnen und KMU, Ärztinnen, Immobilientransaktionen, Familienrecht mit Mediationsschwerpunkt oder White-Collar-Verteidigung? Je konkreter Sie Ihre Kernleistungen benennen, desto klarer wird Ihr Profil für potenzielle Mandantinnen.
- Wer ist die Zielgruppe?
- Welche Rechtsgebiete bieten Sie an?
- Wie soll die Marke von der Zielgruppe wahrgenommen werden?
Ihr Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten
Was unterscheidet Sie vom Mitbewerb? Überlegen Sie, welchen spezifischen Mehrwert Sie bieten können:
- Schnelle Erstprüfung binnen 48 Stunden
- Transparente Pauschalpakete für Gründungen
- Flexible Sprechzeiten am Abend oder remote
- Spezialisierte Branchenkenntnisse im Gesundheitswesen oder bei Startups
Formulieren Sie eine prägnante Positionierungszeile in maximal zwölf Wörtern, etwa: „Wirtschaftsrecht für Ärztinnen – pragmatisch, kalkulierbar, digital.“
Kanzleiname und Domain: Die Basis Ihrer digitalen Präsenz
Die Wahl Ihres Kanzleinamens beeinflusst Ihre Wiedererkennbarkeit und Auffindbarkeit maßgeblich. Sie können zwischen personenbezogenen Namen („Mag. Anna Beispiel – Rechtsanwältin“), Hybridformen („Beispiel Legal | Wirtschaftsrecht“) oder Markennamen („Pioneer Law“) wählen.
Prüfen Sie unbedingt die Verfügbarkeit im Firmenbuch und bei Markenregistern auf nationaler und EU-Ebene. Sichern Sie parallel die passenden Domains – idealerweise .at, .eu, .com, .law oder .legal. Achten Sie darauf, dass die Domain kurz, sprechend und ohne Bindestriche auskommt. Ergänzende Domains können Sie per 301-Redirect auf Ihre Hauptdomain weiterleiten.
Corporate Identity: Professionell von Anfang an
Ein durchdachtes Erscheinungsbild schafft Vertrauen und Wiedererkennung. Ihr Logo sollte als Wort- oder Bildmarke sowohl in Farbe als auch in Schwarzweiß funktionieren und auf allen Medien skalierbar sein. Achten Sie auch darauf ob das Logo auf Social Media Kanälen und Profilfotos passt.
Definieren Sie eine Farbpalette mit zwei bis drei Haupttönen und wählen Sie eine Typografie, die Seriosität mit Zugänglichkeit verbindet. Achten Sie auf kontrastreiche Farben für Barrierefreiheit nach WCAG-Standard. Vermeiden Sie überholte Klischees wie Waage oder Paragrafsymbole – es sei denn, Sie setzen sie abstrahiert ein.
Die unverzichtbaren Basis-Materialien
Bereits zum Start benötigen Sie professionelle Geschäftsunterlagen. Briefpapier mit korrekter Kopf- und Fußzeile muss Kontaktdaten, UID und Kammerhinweise enthalten – sowohl als druckfähiges PDF als auch als Word-Vorlage.
Ihre Visitenkarten können mit einem QR-Code zur digitalen Kontaktkarte oder zum Terminbuchungstool ausgestattet werden. Ein kompakter Folder mit vier bis sechs Seiten fasst Ihre Positionierung, Kernleistungen, Abläufe und Honorarmodelle zusammen – ideal für Kooperationsgespräche und Erstberatungen.



Website-Struktur: Schlank starten, später ausbauen
Ihre Website ist die zentrale Anlaufstelle für Interessentinnen. Für den Start reicht ein Onepager oder eine kleine Website mit folgenden Elementen:
Startseite: Präsentieren Sie Ihr Nutzenversprechen, die Kernleistungen und einen klaren Call-to-Action wie „Erstgespräch buchen“. Social Proof und eine kurze Biografie schaffen Vertrauen.
Team und Profil: Zeigen Sie Ihr Foto, eine prägnante Vita, Ihre Spezialisierungen, Zulassungen und Sprachkenntnisse. Bieten Sie Ihren Kurzlebenslauf als Download an.
Leistungen: Beschreiben Sie konkrete Leistungen mit typischen Anwendungsfällen, dem konkreten Nutzen für Mandantinnen und transparenten Kosteninformationen. Ergänzen Sie einen FAQ-Bereich.
Kontakt: Vollständige Adresse, Anfahrtsbeschreibung mit ÖPNV-Anbindung, Parkmöglichkeiten, Hinweise zur Barrierefreiheit, Öffnungszeiten und ein Termin-Widget erleichtern die Kontaktaufnahme.
Für später können Sie anonymisierte Projektbeispiele, ein gesichertes Mandantenportal oder mehrsprachige Versionen ergänzen. Achten Sie von Anfang an auf DSGVO-konforme Einbindung von Schriftarten und Analytics, Cookie-Consent sowie barrierefreie Umsetzung.



Blog und SEO: Sichtbarkeit systematisch aufbauen
Ein regelmäßig gepflegter Blog macht Sie bei relevanten Suchanfragen auffindbar und positioniert Sie als Expertin. Entwickeln Sie einen strukturierten Redaktionsplan über zwölf Wochen mit Themen wie:
- „GmbH-Gründung: Checkliste und Kosten“
- „Arbeitsverträge: 7 Fehler, die KMU vermeiden sollten“
- „Datenschutz im Arztbetrieb: Must-haves 2025″
- „Mietrecht für Praxisräume: Klauseln, auf die es ankommt“
Strukturieren Sie jeden Artikel nach dem Schema: Problem benennen, kompakte Antwort geben, Schritt-für-Schritt-Anleitung liefern, klaren Call-to-Action setzen. Integrieren Sie relevante Keywords in Titel und Überschriften, formulieren Sie prägnante Meta-Descriptions und verlinken Sie intern zwischen verwandten Themen.
Google-Unternehmensprofil: Lokal gefunden werden
Ihr Google-Unternehmensprofil ist entscheidend für die lokale Auffindbarkeit bei Kanzleigründung. Tragen Sie den korrekten Kanzleinamen ein, wählen Sie die passende Hauptkategorie wie „Rechtsanwalt“ und pflegen Sie Öffnungszeiten, Leistungsbeschreibungen und Fotos im Corporate-Identity-Stil ein.
Veröffentlichen Sie regelmäßig kurze Beiträge zu aktuellen Themen oder Änderungen und beantworten Sie häufige Fragen proaktiv. Bitten Sie zufriedene Mandantinnen nach Mandatsabschluss mit einem Direktlink um eine Bewertung – rechtssicher und wertschätzend formuliert.
Social Media: Gezielt statt überall
LinkedIn eignet sich hervorragend für Thought Leadership: Teilen Sie kompakte Einblicke in aktuelle Fälle, kommentieren Sie Gesetzesänderungen in 120 bis 200 Wörtern und verlinken Sie auf ausführliche Blogartikel.
Xing, Facebook, Instagram oder YouTube machen nur dann Sinn, wenn Ihre Zielgruppe dort tatsächlich aktiv ist. Setzen Sie auf Kontinuität statt Aktionismus: Lieber einmal pro Woche konstant posten als fünfmal im Monat und dann wochenlang pausieren.
Ihre Launch-Checkliste für die Kanzleigründung
Arbeiten Sie die folgenden Schritte systematisch ab:
- Positionierung und Claim finalisieren
- Namen, Domain und Markenrechte prüfen, Domain registrieren
- Logo, Corporate Identity und Vorlagen entwickeln
- Website mit Start-, Team-, Leistungs- und Kontaktseite aufsetzen
- Google-Unternehmensprofil anlegen und mit Fotos befüllen
- Visitenkarten und Folder mit QR-Codes drucken
- Blog mit drei Startartikeln veröffentlichen, Redaktionsplan erstellen
- Optional: LinkedIn-Unternehmensseite und erste Posts vorbereiten
- Monitoring und Analytics einrichten
Häufige Fehler bei der Kanzleigründung vermeiden
Eine zu breite Positionierung nach dem Motto „Wir machen alles“ überzeugt niemanden. Setzen Sie stattdessen auf Fokus und klare Nutzenargumente. Jede Website-Seite braucht einen eindeutigen nächsten Schritt – Terminbuchung, Rückrufanfrage oder Download.
Vernachlässigen Sie nicht die rechtlichen und technischen Grundlagen: DSGVO-Konformität, Barrierefreiheit und schnelle Ladezeiten sind Ranking- und Vertrauensfaktoren zugleich. Sichtbarkeit entsteht nicht durch einen einmaligen Launch, sondern durch kontinuierliche Pflege von Blog, Google-Profil und Website.
Wer mit klarer Positionierung startet, konsistente Materialien einsetzt, eine fokussierte Website mit Blog betreibt und sein Google-Unternehmensprofil pflegt, baut planbar Reichweite auf und differenziert sich nachhaltig vom Wettbewerb.
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